Die Idee ist ebenso genial wie perfide. Es fällt zwar schwer, sich die Umsetzung vorzustellen, aber hey, was hält man in Sachen IT nicht alles schon für normal, was man sich früher kaum vorstellen konnte.
Bei den meisten derzeitigen Kryptowährungen wie Bitcoin wird nach dem Proof-of-Work-Verfahren (Arbeitsnachweis-Verfahren) gearbeitet. Damit nicht Hinz und Kunz zu viele Bitcoin produzieren, muss man, um Bitcoin-Transaktionen in die Blockchain zu schreiben, und dafür Bitcoin zu kassieren, vorher Rechenaufgaben lösen, die mit der Zeit immer schwieriger werden. Nur wer die Aufgabe für einen bestimmten Block in der Blockchain zuerst löst, bekommt eine Belohnung in Form von Bitcoin.
Das Ergebnis ist eine grandiose Energieverschwendung für sinnlose Rechenarbeit unzähliger Computer. Außerdem sind Microsoft und die anderen Großen der IT-Branchen an diesem Spiel nicht beteiligt, an dem jeder mitmachen kann, der irgendwo besonders billigen Strom findet.
Hier kommt nun die Idee ins Spiel, die ComputernutzerInnen einzuspannen, die ohnehin am Computer oder Smartphone hängen. Aus dem Patent:
„Eine Gehirnwelle oder Körperwärme, die Nutzer abgeben, während sie eine Aufgabe erfüllen, die ihnen ein Informationsdiensteanbieter stellt, wie zum Beispiel eine Werbung zu betrachten, oder bestimmt Internetdienste zu nutzen, kann im Schürfprozess verwendet werden.
Wenn das künftig die Art wäre, wie Kryptowährungen geschürft werden, wären IT-Größen wie Microsoft groß im Geschäft. Denn sie haben den Zugriff auf Massen von Computernutzern, den Hinz und Kunz nicht haben. Hinz und Kunz können ihnen also nicht ernsthaft Konkurrenz machen. Das sparte Energie und brächte Microsoft-Geld, und natürlich noch mehr Daten.
„Anstatt massiver Rechenarbeit, die einige konventionelle Kryptowährungssysteme verlangen, können Daten, die basierend auf der Körperaktivität der Nutzer generiert werden, als Arbeitsnachweis dienen, und daher kann ein Nutzer unbewusst die schwierige Rechenaufgabe lösen.
Das Patent ist vage gehalten und listet eine ganze Reihe von Möglichkeiten auf, welche Körperfunktionen man messen könnte, von Gehirnwellen über Herzschlag bis Temperatur und beliebige Kombinationen davon. Anstatt sinnlose Rechenaufgaben würde der Mining-Algorithmus vorgeben, dass die Körpersignale irgend ein sehr spezielles Muster aufweisen müssen, damit man einen Block verifizieren darf und Währungseinheiten bekommt.
Wer dabei nicht an die Matrix-Trilogie denkt, hat den Film nicht gesehen.
Als mögliche Anwendung ist beschrieben, dass Inhalteanbieter sich statt mit Geld damit bezahlen lassen, dass ihre LeserInnen Körperfunktionen während des Lesens überwachen lassen. So könnten die Inhalteanbieter mit den Daten der LeserInnen Kryptowährungen produzieren.
In der Hauptvariante sollen aber die an die Sensoren angeschlossenen Leute selbst die Kryptowährungen behalten dürfen, die mit ihren Daten geschürft werden. Das leuchtet ein. Dann machen sie gern mit und merken vielleicht gar nicht, dass sie mit ihren Bio-Daten noch etwas viel Wertvolleres preisgeben, nämlich alle wichtigen Informationen über ihren Gesundheitszustand, kombiniert mit den Daten über ihre Mediennutzung.
Für des Englischen Mächtige, hier die Zusammenfassung des Patents.
„Human body activity associated with a task provided to a user may be used in a mining process of a cryptocurrency system. A server may provide a task to a device of a user which is communicatively coupled to the server. A sensor communicatively coupled to or comprised in the device of the user may sense body activity of the user. Body activity data may be generated based on the sensed body activity of the user. The cryptocurrency system communicatively coupled to the device of the user may verify if the body activity data satisfies one or more conditions set by the cryptocurrency system, and award cryptocurrency to the user whose body activity data is verified.